(Deutsch) Bürgerbewegung gegen Klimawandel
par Gerald Dunst im Interview mit Lukas Bühler
Désolé, cet article est seulement disponible en Deutsch.
Tags: CO2-Zertifikate, Humuswirtschaft, Ökoregion Kaindorf
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Am 14. August 2010 um 18:57 Uhr Titre:
Kompost hat einen hohen Phosphatgehalt. Reichern Sie den Boden nicht zu stark mit diesem Näherstoff an, wenn Sie so viel Kompost einbringen wie beschrieben, um genügend Stickstoff zur Verfügung zu haben?
Am 15. August 2010 um 11:54 Uhr Titre:
Mir scheinen die vorgeschlagenen Kompostmengen ebenfalls sehr hoch zu sein. Jedenfalls liegen sie deutlich über die in der schweizerischen Düngemittelverordnung liegenden Werte. Andererseits sind die Kompost vorliegenden Phosphate nicht mit mineralischen Phosphoten zu vergleichen. Im Kompost werden die Phosophate viel besser sowohl biologisch als auch mineralisch gebunden, wodurch der gefährlichen Auswaschung – wie es bei mineralischer Phosphat-Düngung der Fall ist – vorgebeugt wird. Durch die Zugabe von Biokohle werden die Phosphate effizient fixiert und stehen den Pflanzen dann über Jahrzehnte, wenn die Kompostgaben wieder niedriger werden, zur Verfügung.
Am 19. August 2010 um 08:48 Uhr Titre:
Die Böden und die Komposte wurden sehr genau untersucht. Der Gehalt an wasserlöslichem Phosphor ist durch die Humuserhöhung deutlich zurückgegangen (von 0,36 auf 0,22 mg/100g Boden, ebenso der Gehalt an austauschbarem Phosphat (von ursprünglich 5,85 auf 3,33 mg/100g), Die Gesamtgehalte wurden natürlich deutlich erhöht (von 365 auf 575 mg/100g)und stehen somit als Reservern für die nächsten Jahre/Jahrzehnte zur Verfügung. In diesen Komposten war noch keine Biokohle enthalten. Durch die Kompostdüngung ist eine Überversorgung mit Phosphor niemals möglich – selbst dann nicht, wenn es sich um Klärschlammkomposten handelt!
Durch die hohen Kompostmengen wird eine deutlich höhere Effizienz in der Humusanreicherung und Kohlenstoffsequestrierung erreicht. Es bringt also wesentlich mehr, sich auf wenige Flächen zu konzentrieren, diese in einen Optimalzustand zu bringen, und erst dann auf die nächsten Flächen zu gehen!
Wir haben leider auch in Österreich ein antiquiertes Düngemittelgesetz, dass aufgrund der Stickstoffregelung und der Nichtunterscheidung zwischen organisch gebundenen und wasserlöslichen Stickstoff den Humusaufau mehr oder weniger verbietet. Hier besteht ein dringender Änderungsbedarf, der zwischenzeitlich mit Ausnahmebewilligungen zu überbrücken versucht wird!
Am 21. September 2010 um 18:32 Uhr Titre: B. Sc. Produktionsgartenbau
Wie sieht die Belastung mit PAK’s aufgrund unvollständiger Verbrennung der « Biokohle » aus?
Wie hoch werden die Risiken der Erosion und somit die Eutrophierung von Gewässern eingeschätzt?
Zur Bindung von Stickstoff im Boden: Durch die Nitrifizierung entsteht pflanzenverfügbarer Stickstoff in Form von Nitrat (NO3-)- Anionen werden jedoch nicht an Austauschern wie Humuskolloide gebunden. Liegt hier nicht ein « Denkfehler » vor, wenn gesagt wird, dass Stickstoff gebunden wird?
Am 22. September 2010 um 09:55 Uhr Titre:
Bezüglich PAK und Schwermetallemissionen siehe bitte: Biokohle oder nichtbio Biokohle . Im Allgemeinen gilt, dass für die Kohle die gleichen Grenzwerte wie für Kompost eingehalten werden müssen.
Was Nitrat betrifft, so besitzt die Biokohle nicht nur eine sehr hohe Kationen-, sondern auch Anionen-Austausch-Kapazität, kann also auch Nitrat sehr gut binden. Hinzu kommt, dass die Kohle ein günstiges Milieu für Bakterien schafft, welche die verschiedenen Stickstoffformen effizient auf- und abbaut, um sie in der entsprechenden Formen pflanzen- und mikrobenverfügbar zu machen.
Am 22. September 2010 um 11:40 Uhr Titre:
Wenn die KAK hoch ist, ist in der Regel die AAK entsprechend niedrig – ansonsten würden sich doch beide Austauscher entsprechend gegenseitig belegen, bzw. wäre der Boden/die Kohle elektrisch aufgeladen. Zudem würde unter den hier üblichen pH-Werten im Boden (sauer) die AAK relativ schnell besetzt werden (siehe Scheffer/Schachtschabel 2010, u.a. S.138).
Betreffend PAK/Schwermetalle: Ziel der Bodenschutzverordnung (in Deutschland) ist es, den Boden nicht weiter mit schadstoffen zu belasten. Bodenverbessernde Maßnahmen wie Kompostzuführung bringen Nährstoffe in den Boden, Schwermetalle sind leider auch dabei. Aber, findet durch Biokohle eine Bodenverbesserung statt?
Am 22. September 2010 um 11:59 Uhr Titre:
Das Besondere an der Kohle ist eben, dass rund 20% ihrer Fläche eine hohe AAK aufweist. Aber es ist richtig, dass diese in sauren Böden relativ schnell besetzt wird.
Dass durch Biokohle in den überwiegenden Fällen eine Bodenverbesserung stattfindet, hat sowohl die über 1000jährige Erfahrung der Bauern als auch die Ergebnisse der Versuche in den letzten 10 Jahren überzeugend gezeigt. Da die Biokohle ohnehin nur einmal und nicht wie Kompost aller drei Jahre eingebracht wird, ist das Risiko einer Akkumulation kaum gegeben.
Am 22. September 2010 um 14:35 Uhr Titre:
…und gerade hier hätte ich die Gehalte von Nährstoffen, Schwermetallen und (u.a.) PAK’s gerne erfahren. Wie hoch sind die Werte in den 1000 Jahre alten Böden? Wie sehr liegt durch die hohen Niederschlagsmengen eine Auswaschung vor und wie lassen sich diese Werte auf (z.B.) Norddeutschland oder Österreich umrechnen?
Am 23. September 2010 um 08:43 Uhr Titre:
Die Analysedaten einer kürzlich von Swiss Biochar erzeugten Biokohle finden Sie hier:
Nährstoffe und Schwermetalle
PAK-Analyse
PAK, die bei den traditionellen Pyrolyseprozessen sicher stärker als mit unseren modernen Anlagen entstanden, sind in den letzten 1000 Jahren mikrobielle abgebaut und lassen sich nicht mehr nachweisen. Schwermetalle lagen in den damals verwendeten Hölzern nur in äußerst geringen Konzentrationen vor, und es sind auf jeden Fall nicht mehr als bei natürlicher Verrotung des Holzes wieder in den Boden zurückgeführt wäre. Was Nährstoffbillanz betrifft, so sind die Böden mit pyrogenem Kohlenstoff in der Regel nährstoff- und humusreicher, woraus sich ableiten läßt, dass weniger Nährstoffe ausgewaschen worden als in den Vergleichsböden. Aber die Wissenschaft über 1000 Jahre alte Böden ist sehr komplex und jedenfalls nicht mein Fachgebiet. Ich kann höchstens die Risiken evaluieren, die von heute produzierten Biokohlen ausgehen.
Am 1. October 2016 um 14:20 Uhr Titre: C/N Verhältnis als Schlüssel für Humusaufbau
Lieber Gerald Dunst,
könnten Sie vielleicht etwas über Ihre neusten Ergebnisse zu Bedeutung des C/N-Verhältnisses beim Humusaufbau berichten? Es scheint der Schlüssel für einen stabilen Humusaufbau zu sein und Sie betonten ja auch eingangs, dass eine hohe Stickstoffzufuhr besonders wichtig ist.
Wie beurteilen Sie den Dauerversuch (Entwicklung der Corg-Gehalte in einem Dauerfeldversuch mit extrem hohen Stalldunggaben in Abhängikeit von Düngung und dem Bewuchs auf Löß-Scharzerde in Bad Lauchstädt) in der im Netz zu findenden Publikation von Körschens, wo nur durch die Kombination von Fruchtfolgen und extrem hohen Stalldunggaben (200t/ha)von 1984 bis 1997 der Humusgehalt Corg von 2,1% auf etwas über 3,6% gestiegen ist.
Könnte es sein, dass viele Dauerversuche zum Humusaufbau nicht funktionieren, weil einfach nur – natürlich vorher nicht kompostierter – Mist/Stalldung oder Ernterückstände wie Stroh untergepflügt oder oberflächlich eingearbeitet werden, was dann im Gegensatz zu stabilem Humus schneller wieder als Kohlendioxid vergast, oder im worst case, unter anaeroben Bodenverhältnissen sogar als Methan oder Lachgas. Letztere Emissionen liessen sich ja durch Behandlung mit zertifizierter Pflanzenkohle zumindest minimieren, indem in den Tretmist im Stall bereits Pflanzenkohle zugegeben wird, oder bereits angebotsweise als zusätzliches Futtermitteln.
Mich würde interessieren, was der Bioanbau bis dato aus diesen Erfahrungen gelernt hat.
Vielen Dank für eine Antwort!
Am 3. October 2016 um 06:47 Uhr Titre: Wie Humusaufbau funktioniert
Durch die erste Auswertung der Humusdatenbank der Ökoregion Kaindorf (50 Schläge) konnten wertvolle Erkenntnisse gewonnen werden, die wie folgt zusammengefasst werden können:
1) Ein Prozent Humus benötigte rund 1.500 kg N pro Hektar (Humus besteht zu 6% aus N). Dieser muss zusätzlich zum Entzug zugeführt werden, sofern im Boden kein Überschuss vorliegt.
2) Ab einem Humusgehalt von 4,5% waren die C/N-Verhältnisse im Boden immer stabil (also zwischen 9-10). Darunter gab es eine sehr große Variabilität. Unter 1,5% Humus wurden immer sehr enge C/N-Verhältnisse gemessen (5-6).
3) Je niedriger das C/N-Verhältnis im Boden, desto größer waren die N-Verluste – und zwar unabhängig von der Form, in welcher der Stickstoff zugeführt wurde. Hier ging auch N aus der organischen Düngung gleichermaßen verloren.
4) Der Humusgehalt im Boden war immer ein Abbild der Bewirtschaftung. Durch eine Änderung der Bewirtschaftung änderte sich somit auch der Humusgehalt. Im Biolandbau wird dazu schon sehr Vieles richtig gemacht – es fehlt nur mehr die Beachtung der N-Bilanz und eine Reduktion der Bodenbearbeitung. (mehrfaches Hacken war für die Humusbilanz schlechter als eine einmalige Herbizidbehandlung)
Humusaufbau im Boden funktioniert außerdem nur dann, wenn auf die Bodenbiologie entsprechend Rücksicht genommen wird – das bedeutet auf jeden Fall eine reduzierte Bodenbearbeitung und ein möglichst dauerhafter Bewuchs (auch über den Winter). Die von Prof. Körschens viel zitierten Dauerversuche sind nicht geeignet, um Humusaufbau verstehen zu können, weil hier die Grundlagen dafür nicht beachtet wurden. Mit Ausnahme des zitierten Versuches mit den extrem hohen Stallmistgaben wurde im Wesentlichen auf N-Entzug gedüngt. Humusaufbau war also alleine schon aufgrund der Chemie (fehlen von N) nicht möglich! – Zusätzlich wurde auf die Bodenbiologie meist zu wenig Rücksicht genommen (zB. Herbstfurche).
Der große N-Bedarf für den Humusaufbau ist aus meiner Sicht auch das Grundproblem im Biolandbau. Wenn man bei Humusgehalten von 1,5-2% gezwungen ist, im eigenen Betriebskreislauf zu wirtschaften, dann reicht die N-Bilanz maximal dafür aus, um einigermaßen vernünftige Erträge zu erwirtschaften – für den Humusaufbau bleibt einfach nichts übrig.
Pflanzenkohle kann in diesem Zusammenhang sehr hilfreich sein, um im Vorfeld bei der Wirtschaftsdüngerlagerung und -aufbereitung die N-Verluste zu reduzieren. Bei unseren Betrieben wurde Pflanzenkohle aber bislang aufgrund des hohen Preises kaum eingesetzt. Über die Möglichkeit der Fütterung könnte sich dies nun aber ändern, da über die Verbesserung der Tiergesundheit ein Zusatznutzen erzielt werden kann.
Ich werde mich bemühen, in der nächsten Zeit einen ausführlichen Artikel über die neuen Erkenntnisse zum Humusaufbau zu schreiben und hier zu veröffentlichen. Die nächsten Humustage in der Ökoregion Kaindorf finden übrigens am 16.-17. Januar statt.