1000 Weinbergpfirsiche für Schweizer Winzer
von Claudio Niggli

Die Geschichte des Pfirsichs als Nutz- und Kulturpflanze reicht rund 4000 Jahre zurück. Die frühesten Anbauversuche konnten in seinem Ursprungsland China für die Zeit um 2000 v.u.Z. dokumentiert werden. Später gelangte er westwärts in den vorderasiatischen Raum in die Gebiete des heutigen Irans, des Iraks und Kleinasiens, wo optimale klimatische Bedingungen für den Anbau herrschen. Von hier aus wurde er dann durch die Römer nach Süd- und Mitteleuropa gebracht. Im Mittelmeerraum, wo ebenfalls gute Wachstumsbedingungen gegeben sind, wird er seit mehr als tausend Jahren angebaut.
Der Pfirsich (Prunus persica) gehört zu den Rosengewächsen und in die engere Verwandtschaft von Aprikose, Mandel, Pflaume und Kirsche. Die Bäume werden ohne Schnitt bis zu 8 m hoch. Bereits im April entfalten sie ihre üppige rosa Blütenpracht, welche mit süss-blumigem Duft zahlreiche Bienen und andere Bestäuber anlockt.
Wie bei allen alten Nutzpflanzen sind im Laufe der Zeit zahlreiche Kultursorten durch Auslese geschaffen worden. Dabei wurden in fast allen Weinbauregionen Europas kleinfrüchtige Sämlinge selektioniert und weitervermehrt, da diese besonders gut an die Bedingungen im Rebberg angepasst waren. So entstanden zeitgleich verschiedene Sorten des Weinbergpfirsichs, der aber im Laufe der exzessiven Rationalisierung im Weinbau in den letzten 50 Jahren fast überall wieder aus den Weinbergen verschwand.
Als wärmebedürftige Pflanzen fühlen sie sich am Fuss von Südhängen, an Trockenmauern oder auch Hauswänden besonders wohl. Die Struktur der Wurzeln und der Nährstoffbedarf machen ihn zu einer optimalen Begleitpflanze von Rebkulturen, ernsthafte Konkurrenz tritt bei angemessenem Pflanzabstand kaum auf. Er verlangt besonders in der Jugend ein gutes Nährstoffangebot und sollte nicht in übermässig schwere Lehmböden oder zu leichte Sand- oder Kiesböden gesetzt werden. Die Pflanzen sollten diszipliniert zurück geschnitten werden, wenn man einen vernünftigen Ertrag erzielen will. Selbstbefruchtung funktioniert ohne Probleme und bringt sogar tendenziell bessere Erträge.
Die Früchte zeichnen sich durch ein intensives Aroma, sehr saftiges Fleisch und geringeren Zuckergehalt aus. Sie eignen sich zum Frischverzehr, aber ganz besonders für Marmelade oder zur Herstellung von Obstbränden. Der Blutpfirsich ist eine Variante der Weinbergpfirsiche mit besonders intensiv gefärbtem Fruchtfleisch von rotvioletter Farbe.
Doch Weinbergpfirsiche sind nicht nur wegen ihrer Frucht und Schönheit erhaltenswert. Sie sind ein wichtiges Element zur Förderung der Biodiversität im Weinberg und tragen damit zur Harmonisierung des Ökosystems und zu gesünderen Trauben bei. Zudem eignen sich Weinbergpfirsiche als Wurzelgrundlage für zahlreiche andere Obstbäume, die an den Rändern oder sogar inmitten der Weinberge die vorherrschende Monokultur auflockern können.
Für das Naturschutzprojekt der
1000 Weinbergpfirsiche suchen wir noch
Pfirsichkerne. Besitzen Sie oder kennen Sie in Ihrer Umgebung einen Weinbergpfirsich oder Blutpfirsch, so würden wir uns freuen, wenn Sie uns einige Kerne mit Angabe des Herkunftsorts schicken, so dass wir daraus Pfirsichbäume ziehen können.
Schicken Sie die sauberen und trockenen Pfirsichkerne bitte an:
Fondation Delinat Institut
Ancienne Église 9
1974 Arbaz
Tel. : 027-398 51 14Zur Förderung der ökologischen Vielfalt und zur Rettung dieser alten Baumart wollen ProSpecieRara und das Delinat-Institut bis zum Jahre 2013 über 1000 Jungpflanzen des Weinbergpfirsich an Schweizer Winzer übergeben, damit schon bald zumindest auf jedem 5ten Hektar Rebland wieder ein Pfirsichbaum wächst. Zur Anzucht jener Jungpflanzen rufen wir die Bevölkerung auf, uns Pfirsichkerne von Weinberg- und Blutpfirsichen zu spenden.
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