Vom Teufel im Weinkorken
von Hans-Peter Schmidt
Die hochinnovative Technologie zur Herstellung der Diam-Korken basiert auf der Überlegung, dass nachwachsender Kork sowohl von seinem funktionalen als auch seinem nostalgischen und ökologischen Wert der beste Grundstoff zum Verschluss von Weinflaschen ist. Kork besitzt eine dauerhafte Elastizität, durch die ein dichter Verschluss gewährleistet ist. Kork besitzt eine für die Weinalterung geradezu ideale Luftdurchlässigkeit, ist ein nachwachsender, völlig natürlicher Rohstoff mit hohem ästhetischem Potential. Korken aus Naturkork haben allerdings einen ganz wesentlichen Nachteil, sie sind wie jeder pflanzliche Rohstoff Lebensraum für Pilze, die sich von den Phenolen im Kork ernähren, wobei Stoffwechselprodukte von zum Teil hochtoxischer und aromaintensiver Wirkung entstehen. Die hauptsächlich für den Korkgeschmack der Weine verantwortlichen 2,4,6 - Trichloranisol (TCA) Moleküle sind eben solche Stoffwechselprodukte der Pilze. Bereits winzigste TCA-Konzentrationen (1 Teelöffel auf das Wasser von 1000 olympischen Schwimmbecken) genügen, damit ein Wein „korkt". Doch TCA sind nicht die einzigen Moleküle, die vom Korken aus in den Wein übergehen und ihn mehr oder weniger bemerkbar verändern. Bis heute wurden über 150 verschiedene den Kork verunreinigende Moleküle nachgewiesen, wovon neben 2,4,6-TCA zumindest noch 5 weitere Moleküle (Guaiacol, Geosmin, 2-Methylisoborneol (MIB), Octen-3-ol, Octen-3-one) deutlich die aromatischen Qualitäten des Weines beeinflussen. Die tatsächlichen „Korker" unter den Weinen (3-5%) sind dabei noch das geringere Problem, da sie relativ leicht herauszuschmecken sind und der Wein ersetzt werden kann, problematischer ist die schleichende Veränderung des Weines, die jede Flasche eines gleichen Weines anders schmecken und die wahre Qualität nur selten wirklich zur Entfaltung kommen lässt.
Für ein so hochsensibles Qualitätsprodukt wie Wein, der mit viel Mühen zunächst im Weinberg herangezogen wird, um dann im Keller über Jahre heranzureifen, ist ein solcher Flaschenverschluss, der geradezu teuflisch all dieser Mühen spottet, eigentlich nicht hinzunehmen. Man hat aus diesem Grund mit zahlreichen anderen Verschlüssen experimentiert, bei denen jedoch die Nachteile am Ende die Vorteile immer wieder ausstachen:
- Kunststoffkorken: ungenügende Elastizität, zu hohe Luftdurchlässigkeit führen zu oxydierten Weinen
- Glasstopfen (Vino-Lok): luftdichter Abschluss, daher keine Weinatmung; ungünstige Ökobilanz
- Aglomeratkorken: zur Aufbereitung dieser Korken braucht es bis zu 15 verschiedene chemische Zusatzstoffe, trotzdem bleibt die Elastizität ungenügend, die Korken sind zu porös, wodurch Lebensraum für Bakterien und Pilze im Kork entsteht, sensorisch unbefriedigend
- Schraubverschluss: gute Weinatmung möglich, Risiken von Transportschäden, Ökobilanz weniger gut, entspricht nicht dem nostalgischen Weintrinker


DIAM-Korken: Technologie
Um aus der Sackgasse zu vieler falscher Kompromisse beim Verschluss der Weinflaschen herauszufinden, stellte die französische Firma Oeneo-Bouchage Mitte der 1990er Jahren ein umfassendes Forschungsprogramm auf. Das Ziel bestand darin, ein Verfahren zur Auswaschung der unerwünschten Fremdmoleküle zu entwickeln und somit alle Vorteile des Naturkorks mit einem biologisch, chemisch neutralen Weinverschluss zu verbinden.
Schnell stellte sich allerdings heraus, dass sich der Kork nur dann sicher auswaschen und sterilisieren lässt, wenn er zunächst in kleine Krümel zerkleinert wird. Wir der Kork jedoch zerkleinert, so muss das entstehende Korkgranulat nach der Reinigung nicht nur wieder in die Form eines Flaschenkorken gebracht werden, sondern muss auch wieder die gleiche Elastizität und Atmungsfähigkeit wie unbehandelte Naturkorken aufweisen. Eine Vielzahl von Schwierigkeiten, die sich erst durch die die Entwicklung mehrerer hochinnovativer Technologien überwinden ließ.
Ausgangsmaterial ist Kork aus den portugiesischen Wäldern von Alcantara, wobei teilweise ganze Korkplatten oder die Reste bereits ausgestanzter Platten verwendet werden. Der Kork wird zerkleinert und alle holzigen Rindenstücke (60%) ausgesiebt, welche wiederum als Heizmaterial verwendet werden. Das Korkgranulat gelangt in einen großen Tank, durch den superkritisches (halb flüssig, halb gasförmig) CO2 mit einer Temperatur von 32° und einem Druck von 70 bar hindurchgeleitet wird. In einem 3 Stunden währenden beständigen Kreislauf wäscht das superkritische CO2 die unerwünschten Moleküle aus, wobei das dafür aufgewendete CO2 mit nur sehr geringen Verlusten recycelt wird. Analysen haben gezeigt, dass bei diesem Prozess sämtliche für die „Korker" verantwortlichen TCA-Moleküle sowie über 150 verschiedene andere Moleküle ausgewaschen werden.
Das ausgewaschene Korkgranulat wird anschließend auf 150° erhitzt und mit etwa 15% eines patentierten Polyurethans versetzt, das bei dieser Temperatur polymerisiert und für den Formzusammenhalt des Korkgranulates sorgt. Da durch die Zerkleinerung des Korks dessen Elastizität verloren geht, werden bei der Formgebung winzige Mikrospähren eingeschlossen, die dafür sorgen, dass der Korken selbst bei sehr trockener Flaschenlagerung nicht an Elastizität verliert und ein dauerhafter Schluss mit dem Flaschenhals gewährleistet wird. Dank dieser Mikrosphären lässt sich zudem die Permeabilität der Korken einstellen, um für harmonische Alterung der Weine zu sorgen. Die Standardpermeabilität orientiert sich an den Mittelwerten traditioneller Korken mit Fleur-Qualität.
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