Biokohle - ein historischer Bodenverbesserer in Europa

von Hans-Peter Schmidt

Dank Biokohle könnte der CO2-Gehalt in der Atmosphäre entscheidend gesenkt und zugleich die Fruchtbarkeit der landwirtschaftlichen Böden beträchtlich erhöht werden. Zu Recht gilt Biokohle als eine der zukunftsträchtigsten Erfindung der letzten Jahre. Dabei wurde Holzkohle schon vor über 150 Jahren von den Gärtnern Europas als wirksamer Bodenverbesserer geschätzt.

Dass Holzkohle vermischt mit Kompost, Viehmist und anderer organischer Materie die landwirtschaftlichen Böden so nachhaltig anzureichern vermag, dass sich die Erträge deutlich steigern lassen, gilt allgemein als Entdeckung der Ureinwohner am Amazonas (siehe hier), was allerdings lange in Vergessenheit geraten war. Erst in den 1990er Jahren wiesen europäische Geologen nach, dass die unglaublich fruchtbare Terra Preta an einigen Stellen des ansonsten extrem armen Regenwaldbodens sich nur aufgrund des Eintrags von Holzkohle so stabil hat herausbilden können.

Doch anders, als man allgemein vermutet, wurde Holzkohle nicht nur am Amazonas zur Bodenverbesserung benutzt, sondern wahrscheinlich fast überall dort, wo man die Technik der Holzverkohlung in Kohlemeilern (siehe hier) beherrschte. Denn dass eine Vielzahl von Pflanzen kräftiger und gesünder wächst, wo Holzkohle in den Boden gelangte, ist eine Erfahrung, die sich leicht im Umkreis von Kohlemeilern und Feuerstellen gewinnen lässt. Doch was sich in den extrem humusarmen Böden am Amazonas auf den ersten Blick erkennen lässt, ist in den fruchtbaren Böden der gemässigten Klimazonen Europas nach 100 Jahren, geschweige denn nach 1500 Jahren, nur äußerst aufwendig nachweisbar.

Dass Holzkohlenstaub allerdings bereits im 19ten Jahrhundert als "Dungmittel" bzw. als "vermittelnder Körper" sehr wohl bekannt war und weithin geschätzt wurde, hat Andreas Thomsen kürzlich bei Literaturrecherchen eindrücklich unter Beweis stellen können:

holzkohlenstaub
Ausschnitt aus Seite 7 des "Praktischen Ratgeber"
Archiv für Landeskunde in den Großherzogthümern Mecklenburg und Revüe der Landwirtschaft, Schwerin 1853, Verlag der Expedition
Archiv für Landeskunde in den Großherzogthümern Mecklenburg und Revüe der Landwirtschaft, Schwerin 1853, Verlag der Expedition
"Über die Kultur des Spargelbaus" in Schweizerische Zeitschrift für Gartenbau, 5. Jahrgang 1847, S. 5
"Über die Kultur des Spargelbaus" in Schweizerische Zeitschrift für Gartenbau, 5. Jahrgang 1847, S. 5

Im 'Gardener's Magazine...', Vol XVIII von 1842, S. 642, wird Justus von Liebig mit folgenden Worten zitiert:

" [...] common wood charcoal, by virtue merely of its ordinary well-known properties, can completely replace vegetable mould or humus. The experiments of Lucas," he adds, " spare me all further remarks upon its efficacy. Plants thrive in powdered charcoal, and may be brought to blossom and bear fruit if exposed to the influence of the rain and the atmosphere ; the charcoal may be previously heated to redness. Charcoal is the most ' indifferent' and most unchangeable substance known; it may be kept for centuries without change, and is therefore not subject to decomposition. [...]" Der Autor resümiert: "Charcoal therefore, according to this doctrine, must act as a perpetual manure."

Ein Loblied auf die Holzkohle ist der Artikel "On Charcoal as a Fertilizer" im 'Britisch Farmer's Magazine' von 1850, Vol XVI, dort findet sich u.a. folgender Satz:

"Charcoal, too, absorbs both the ammonia of decomposing animal substances, and the minute portion found in rain water. It also absorbs and stores up, as it were, for the service of vegetation, the gases of putrefaction ; by this means purifying and sweetening, as the housewives say, many tainted substances with which it is mixed."

Wie folgende Textstelle aus dem Werk des Schriftstellers August Strindberg (1849-1912) zeigt, war die Wirkung von Holzkohlestaub so allgemein bekannt, dass er sogar in Bürgerhäusern zur Pflege von Topfpflanzen verwendet wurde:

Aus „Brevier für Gartenfreunde - Ein bunter Strauß aus Erzählungen, Berichten und Gedichten für alle Liebhaber des Zier- und Nutzgartens", Bayreuth 1983
Aus „Brevier für Gartenfreunde - Ein bunter Strauß aus Erzählungen, Berichten und Gedichten für alle Liebhaber des Zier- und Nutzgartens", Bayreuth 1983

Auf Anregung von Andreas Thomsen, dem wir für die Nennung und Fotografie obiger Quellen herzlich danken, wurden weitere Literaturrecherchen nach agronomischen Holzkohleanwendungen in lateinischen und griechischen Schriften zum Landbau veranlasst. Denn so eindrücklich die Bodenwirksamkeit von Biokohle ist, so unwahrscheinlich ist es auch, dass unseren Vorfahren diese einfache und kostengünstige Technik zur Steigerung ihrer Bodenerträge unbekannt gewesen wäre.

Für weitere Quellen zur historischen Verwendung von Holzkohle sind wir unseren Lesern dankbar.

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