Monsanto-Gentechpflanzen für giftresistente Schädlinge
von Global 2000, PAN & Hans-Peter Schmidt
“Die Heilsversprechungen der Gentech-Lobby verkehren sich ins Gegenteil. Anstatt die Schadinsekten zu eliminieren, werden zunehmend die Schädlinge gegen das in Gentech-Pflanzen gebildete Gift resistent“, warnt Jens Karg, Sprecher von GLOBAL 2000. Zusätzlich zur Ausbreitung von resistenten Superunkräutern, belegt die Studie, dass in nur drei Jahren die Anzahl der resistenten Baumwollkapselbohrern in Gentech-Baumwollfeldern von Null auf 50 Prozent gestiegen ist. Manche Insekten sind 100- bis 1000-mal unempfindlicher gegen das Bt-Toxin geworden, so die Studie
Schwellen- und Entwicklungsländer besonders betroffen
Auch bei Gentech-Mais gibt es bereits ernste Probleme mit Schädlingen, insbesondere sind Schwellen- und Entwicklungsländer betroffen. In Puerto Rico haben die Einbußen durch Schadinsekten dazu geführt, dass die Saatgutfirmen Pioneer Hybrid und Dow Agro Sciences ihr Gentech-Saatgut vom Markt genommen haben. Dieses erheblich teurere Gentech-Saatgut ist komplett wirkungslos geworden. Auch in Südafrika verzeichnen MaisproduzentInnen, die auf Gentech-Saatgut von Monsanto gesetzt haben, zunehmend Ernteschäden. Berichteten im Jahr 2005 nur 2,5 Prozent der LandwirtInnen von Problemen, so waren 2007 schon 58,8 Prozent derselben von schweren Ernteeinbußen betroffen. „Monsanto hat in manchen Fällen Entschädigung gezahlt und damit ein Schuldeingeständnis abgegeben. Die großartigen Versprechungen des Gentech-Konzerns haben sich als Falle erwiesen“, stellt Karg fest.
Resistenzmanagement versagt – Gentechindustrie setzt auf mehr Gifte
Es ist kein Zufall, dass die Probleme mit Gentech-Pflanzen vor allem zuerst in Entwicklungsländern auftreten. Sehr deutlich geht aus der US-Studie hervor, dass die meisten Probleme dort auftreten, wo aufgrund kleinstrukturierter Landwirtschaft keine ausreichenden Pufferflächen ohne Gentechnik bereitgehalten werden können. Denn auf diesen können sich „normal empfindliche“ Insekten stärker vermehren und so die Gesamtanzahl der resistenten Insekten geringer halten. „Ein solches Resistenzmanagement, wie es Monsanto wohlweislich vorschreibt, ist auf den großen Agrarflächen der USA möglich, doch in Entwicklungsländer ist es kaum durchführbar. Aber auch in den USA ist diese Strategie nur ein Spiel auf Zeit, dann muss der Einsatz erhöht werden: Schon entwickelt die Gentechindustrie Pflanzen mit mehreren Giftgenen, deren Auswirkungen auf Mensch und Umwelt völlig ungeklärt sind“, warnt Karg.
Quelle: Global 2000 (2010)
Zur obigen Pressemeldung der Umweltorganisation Global 2000 passt eine aktuelle Studie des amerikanischen Organic Center, in der die Auswirkungen der Gentechnik in den ersten 13 Jahren nach ihrer Einführung in der Landwirtschaft untersucht wird. Basierend auf Daten des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums konnte gezeigt werden, dass seit Einführung gentechnisch veränderter Pflanzen ein deutlicher Anstieg beim Einsatz von Pestiziden zu verzeichnen ist. Laut Charles Benbrook, dem Autor der Studie, haben die amerikanischen Landwirte 145.000 Tonnen pro Jahr mehr Pestizide als vor der Einführung des gentechnisch modifizierten Saatgutes eingesetzt. Schuld daran ist vor allem die rasante Ausbreitung von Unkräutern, die gegen die eingesetzten Totalherbizide (z.B. RoundUp von Monsanto) Resistenzen ausgebildet haben.
Die gute Seite des Pestizid-Desasters in den USA ist nach Meinung des Pestitid Aktions-Netzwerk (PAN), "dass die Grüne Gentechnik in Amerika bereits ihren Höhepunkt überschritten habe. Wegen der starken Zunahme von Problemunkräutern wenden sich immer mehr US-Landwirte von der Gentechnik ab".
Der Einsatz von gentechnisch modifizierten Pflanzen zeigt schneller noch als der traditionelle Einsatz der Agrochemie, dass sich Landwirtschaft nicht gegen, sondern nur mit der Natur entwickeln kann. Die Ausbildung von Resistenzen gegenüber Pflanzen- und Insektengiften ist ein Zeichen dafür, dass eine Negativselektion von Pflanzen und Insekten stattgefunden hat. Durch den massiven Einsatz von Pestiziden, Herbiziden und Mineraldüngern werden unsere landwirtschaftlichen Flächen zu Zuchtanstalten für Schädlinge. Die Folge ist, dass Pestizide immer stärker dosiert und immer öfter ausgebracht werden müssen, was genau so lange funktioniert, bis das ökologische Netzwerk zusammenbricht. Wenn Nützlinge und Nutzpflanzen nicht mehr zusammenfinden und funktionale Partnerschaften bilden, gehen beide nebeneinander zu Grunde.
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Quellen:
Pressemeldung Global 2000 (2010)
Charles Benbrook: Impacts of Genetically Engineered Crops on Pesticide Use: The First Thirteen Years (2009) - siehe hier
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